Expertentipps zum Thema Kinder-Autositze
Inhaltsverzeichnis:
01) Warum ist der passende Autokindersitz wichtig für ein Kind?02) Ist ein Kindersitz gesetzlich vorgeschrieben?
03) Wie erkennt man, ob der Kindersitz den gültigen Vorschriften genügt?
04) Was ist der Unterschied zwischen den Normen ECE-R44 und ECE-R129?
05) Welche Normgruppen gibt es?
06) Ab wann kann eine Sitzerhöhung verwendet werden?
07) Worauf sollte man beim Kauf eines Kindersitzes achten?
08) Warum sollte man den Kindersitz im Fachhandel kaufen und nicht online?
09) Warum sollte man auf den Kauf gebrauchter Kindersitze verzichten und verunfallte Sitze austauschen?
10) Wie weiß ich ob ein Unfallsitz noch sicher ist?
11) Muss ich den Kindersitz ersetzen, wenn er auf den Boden gefallen ist oder ab wann wird es gefährlich?
12) Was sagt der Preis aus? Ist der teuerste auch der Beste?
13) Was sind die häufigsten Fehler?
14) Worauf kann ich zusätzlich achten?
15) Was kann ich tun, wenn mein Kind das Gurtschloss öffnet?
16) Welches Zubehör gibt es für Kindersitze?
17) Einen abschließenden Merksatz sollten wir uns alle verinnerlichen
Warum ist der passende Autokindersitz wichtig für ein Kind?
Die Sicherheit unserer Kinder steht in vielen Lebenssituationen an erster Stelle. Um dem Kind in einem Fahrzeug das höchste Maß an Sicherheit zu gewähren, hat Deutschland Gesetze und Vorschriften erlassen, die es einzuhalten gilt. Werden Kinder unzureichend gesichert in einem Fahrzeug transportiert, sind schwerste Verletzungen und tödliche Unfälle die Folge. Bei einem Blick auf die Unfallstatistiken erkennt man, dass mehr Kinder im PKW der Eltern verunglücken als im restlichen Straßenverkehr. Das Risiko schwerer und tödlicher Verletzungen ist siebenmal höher als bei gesicherten Kindern. Ein Aufprallunfall mit 50 km/h gleicht einem Sturz aus dem Fenster des vierten Stockwerks. Das entspricht dem 25 – 50 fachen des Körpergewichtes. Bei einem 3 jährigen Kind mit 15 kg, sind das Kräfte bis zu 400 kg. Im richtigen Kindersitz werden die auf das Kind treffenden Kräfte abgemildert. Der Körper des Kindes wird dort gestützt, wo es wichtig ist.
Ist ein Kindersitz gesetzlich vorgeschrieben?
„Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr, die kleiner als 1,50 m sind, dürfen in Kraftfahrzeugen auf Sitzen, für die Sicherheitsgurte vorgeschrieben sind, nur mitgenommen werden, wenn Rückhalteeinrichtungen für die Kinder genutzt werden.“
Strassenverkehrsordnung §21, Absatz 1a
Dies Gleiche gilt in Flugzeugen, weil diese über Rückhaltevorrichtungen verfügen. Jedes Kind unter einer Körpergröße von 1,50 Meter darf nur mit entsprechenden Kindersitzen und Sitzerhöhungen befördert werden. Ein Kind, das mit 11 Jahren 1,50 Meter groß ist, darf ohne Kindersitz mitfahren. Ist ein über 12 Jahre altes Kind kleiner als vorgegeben, könnte auf den Sitz verzichtet werden. Empfehlenswert ist diese Vorgehensweise nicht. Eine einwandfreie Sicherung der Gurtsysteme in Fahrzeugen greift mit einer Körpergröße von 1,50 Meter. Ausnahme: Sind bei einem Fahrzeug auf der Rückbank zwei Kindersitze montiert und ist kein Platz für einen weiteren, dürfen Kinder ab drei Jahren ohne Sitz und mit dem regulären Sicherheitsgurt transportiert werden (StVO § 21 Abs. 1a 2).
Wie erkennt man, ob der Kindersitz den gültigen Vorschriften genügt?
Um zu erkennen, ob der Kindersitz den gesetzlichen Bestimmungen entspricht, hat jeder Autokindersitz in Europa ein orangefarbenes Zulassungsetikett. Die gültigen Normen und Prüfzeichen sind ECE-R44/04 und ECE-R129. Modelle mit der Kennzeichnung ECE-R44/03 dürfen derzeit noch verwendet werden. Kindersitze mit einer niedrigeren Kennzeichnung entsprechen den gesetzlichen Vorgaben nicht und ihre Verwendung ist ausgeschlossen. Mit diesem Verfallsdatum stellt der Gesetzgeber sicher, dass erhältliche Kindersitze den aktuellsten Sicherheitsbestimmungen entsprechen.
Was ist der Unterschied zwischen den Normen ECE-R44 und ECE-R129?
Die unterschiedlichen Klassen nach ECE-R44 ordnen die Kindersitze dem Körpergewicht des Kindes zu. Bei den Kindersitzen, die nach der neuen ECE-R129-Norm eingeteilt werden, ist die Größe des Kindes entscheidend. Beim Kauf eines Kindersitzes der über diese Norm verfügt, gilt es ein paar Dinge zu beachten. Das Fahrzeug, in dem der Sitz eingebaut wird, muss über eine Isofix–Zulassung verfügen und Kinder bis zu einem Alter von 15 Monaten werden entgegen der Fahrtrichtung transportiert.
Welche Normgruppen gibt es?
Kindersitze sind in Normgruppen eingeteilt, die aufzeigen, für welches Kind das angegebene Modell geeignet ist. Anhand dieser Gruppen kann man sich einen groben Überblick über den Nutzungszeitraum und das passende Modell verschaffen. Kombinierte Normgruppen bieten Vorteile und Nachteile, die man sich vor der Anschaffung bewusst machen sollte.
Gruppe 0+
In dieser Gruppe findet man Babyschalen und Liegeschalen, die für die Unterbringung von Neugeborenen und Kindern mit einem Gewicht bis 13 kg vorgesehen sind. Altersgemäß sind die Schalen je nach Modell für 0 – 15 Monate alte Kinder geeignet.
Gruppe 1
Diese Gruppe eignet sich für Kinder von 9 Monaten bis 4 Jahre. Das Gewicht der Kinder liegt zwischen 9 und 18 kg. Weil der Kopf im Vergleich zum restlichen Körper des Kindes überproportional groß ist, empfiehlt sich der Einsatz von Kindersitzen mit Fangkörper. Der Fangkörper gibt dem Körper bei einem Aufprall mehr Bewegungsfreiheit und der Oberkörper kann die auf ihn wirkenden Kräfte leichter ausschwingen und verteilen. Ist das Kind über Hosenträgergurte im Sitz befestigt, kann der Oberkörper nicht mitschwingen und die Kräfte wirken auf den empfindlichen Kopf- und Nackenbereich.
Gruppe 2/3
Vom 4 bis 12 Lebensjahr können Kinder in diesen Sitzen untergebracht werden. In dieser Zeit haben die Kinder ein Gewicht von 15 – 36 kg.
Gruppe 1/2/3
Diese Gruppe vereint die Zulassungen für Gewicht und Größe von den angegebenen Gruppen. Ein Kindersitz ist im Schnitt nach 4 Jahren technisch veraltet und die Kindersitze in dieser Gruppe sind eine Kompromisslösung, weil diese Sitze für Kinder von 9 Monaten bis 12 Jahre passen müssen. Die Anschaffungskosten werden gesenkt, weil theoretisch ein einziger Kindersitz nach der Babyschale bis zum Schluss benötigt wird. Sind Sie sich unsicher, ob Sie statt eines Kindersitzes der Gruppe 1 lieber einen Sitz der Kombinationsgruppe 1/2/3 anschaffen möchten, überlegen Sie sich Folgendes: Auf den ersten Blick erscheint es günstiger, einen Kombinationssitz zu kaufen. Wünscht man sich mehr Kinder in der Familie, relativieren sich die Kosten. Das jüngere Kind wird in den Sitz der Gruppe 1 untergebracht und das ältere Kind findet seinen Platz in einem Sitz derGruppe 2/3.
Gruppe 0+/1 (Reboarder)
Die Reboarder erfüllen die Norm ECE-R129. In Ihnen können Kinder bis 105 cm entgegen der Fahrtrichtung untergebracht werden. Altersentsprechend passen diese Sitze für Kinder bis 4 Jahre.
Ab wann kann eine Sitzerhöhung verwendet werden?
Eine Sitzerhöhung ist für Kinder ab einer Körpergroße von 110 cm zulässig. Aber Vorsicht! Der ADAC hat in verschiedenen Tests einige Nachteile aufgezeigt und spricht sich seit einiger Zeit für ein Verbot aus. Die Sitzerhöhung bietet bei einem Unfall keinen nennenswerten Schutz für das Kind, da sie weder über einen Kopf- noch Seitenschutz verfügt. Oft führt der Gurt am Hals des Kindes entlang, was schon bei starken Bremsvorgängen zu Verletzungen führen kann.
Worauf sollte man beim Kauf eines Kindersitzes achten?
Eltern und Großeltern transportieren ihr wertvollstes Gut. Daher steht Sicherheit natürlich an erster Stelle. Nicht jeder Sitz passt zu jedem Kind und in jedes Auto. Daher ist es besonders wichtig, dass das Kind den Sitz immer ausprobiert. Der Sitz muss sofort passen und darf nicht auf Zuwachs gekauft werden.
Warum sollte man den Kindersitz im Fachhandel kaufen und nicht online?
Das Thema Kindersitze ist sehr komplex und wird gerne unterschätzt. Eine individuelle und kompetente Beratung mit Einweisung erhalten Sie nur im Fachhandel. Wir können unseren Kunden zum gleichen Preis sehr viel mehr Service bieten. Ein Beispiel: Beim Kauf eines Maxi Cosi Produktes erhalten Sie von uns eine Checkkarte. Damit erhalten Sie eine erweiterte Garantie, einen verbesserten „After-Sales Service“ (zum Beispiel auf Verschleißteile) sowie eine zusätzliche Unfallgarantie. Wir haben die Möglichkeit Unfallsitze kostenfrei gegen Neue zu tauschen, Leihsitze zur Verfügung zu stellen und für Versicherungen Gutachten auszustellen. Zudem erhalten Sie von uns immer einen neuen Sitz. Bei Internetangeboten kann es sich um eine Rückgabe handeln.
Warum sollte man auf den Kauf gebrauchter Kindersitze verzichten und verunfallte Sitze austauschen?
Geringe Aufprallgeschwindigkeiten mit 10 km/h können unsichtbare Schäden am Sitz verursachen, die bei einem erneuten Unfall die Sicherheit des Sitzes infrage stellen. Will man auf den Kauf eines Gebrauchten nicht verzichten, sollte man diesen Sitz von Bekannten übernehmen, bei denen Sie wissen, dass dieser Autositz nicht in einen Unfall verwickelt war. Bei der Übernahme eines Gebrauchten ist es notwendig, auf das Prüfzeichen zu achten, um Strafen zu vermeiden und die Sicherheit des Kindes zu gewährleisten. Es dürfen auch keine Teile fehlen.
Wie weiß ich ob ein Unfallsitz noch sicher ist?
Theoretisch kann man den Sitz auf Schäden überprüfen, in dem man ihn röntgt. Metallteile können die Ergebnisse verfälschen, von daher erhält man nie zu 100% ein sicheres Ergebnis. Das geht nur mit einem Crashtest, dann ist der Sitz aber endgültig unbrauchbar. Ich empfehle den Kindersitz zu ersetzen, den alten zu entsorgen oder unbrauchbar zu machen, um sicherzugehen, dass er nicht noch für ein anderes Kind verwendet wird.
Muss ich den Kindersitz ersetzen, wenn er auf den Boden gefallen ist oder ab wann wird es gefährlich?
Nein, wenn der Sitz aus geringer Höhe zu Boden fällt ist er nicht denselben Kräften ausgesetzt als bei einer Kollision im Auto.
Was sagt der Preis aus? Ist der teuerste auch der Beste?
Der Preis sagt nichts über die Qualität des Sitzes aus. Es gibt verhältnismäßig günstige mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Man sollte allerdings nicht an der falschen Stelle sparen. Mit 5-7 Euro/Monat erhält man die beste Sicherheit von Geburt bis zum 12. Lebensjahr.
Was sind die häufigsten Fehler?
Falsche Gurtführung, verdrehte Gurte oder gar lose Gurte sind häufige Fehler. Der Schutz, den ein Kindersitz dem Kind bieten kann, ist ausschließlich bei korrekter Befestigung des Sitzes im Fahrzeug und bei korrektem Anschnallen der Kinder zu 100 Prozent gegeben. Ein Drittel der Kindersitze sind falsch montiert oder nicht korrekt angeschnallt. Der Schutz wird dabei gemindert oder aufgehoben.
Worauf kann ich zusätzlich achten?
Durch die Entfernung der Kopfstützen liegt der Sitz korrekt an. Abhängig von der Richtung, in der das Kind transportiert wird, müssen die Airbags eingestellt werden. Fahren die Kinder entgegen der Fahrtrichtung, müssen die Airbags abgeschaltet sein. Fahren die Kinder mit der Fahrtrichtung, muss der Airbag eingeschaltet sein und der Beifahrersitz sollte sich in der hintersten Position befinden. Üben Sie die Handhabung des Sitzes und das Anschnallen des Kindes. Es ist ratsam, dicke Bekleidung auszuziehen. Mit dicker Kleidung kann die Gurtposition nicht optimal eingestellt werden. Für die Sicherheit der Kinder ist es notwendig, dass der Sitz korrekt eingestellt ist. Sind Sie im Unklaren, wie die Einstellung auszusehen hat, helfen wir Ihnen gerne.
Was kann ich tun, wenn mein Kind das Gurtschloss öffnet?
Gurtschlösser von Kindersitzen müssen leicht zugänglich und leicht zu öffnen sein, sonst wiedersprechen sie den gesetzlichen Sicherheitsvorgaben. Das hat folgenden Grund: im Falle eines Unfalls müssen Helfer auch ohne Kenntnisse über Kindersitze sofort erkennen, wie das Kind aus dem Sitz befreit werden kann. Ansonsten könnte das schlimme Auswirkungen haben. Wie man ein Gurtschloss öffnet oder sich rauswindet finden Kinder sehr schnell heraus. Ich empfehle in so einem Fall, schnellstmöglich an einer sicheren Stelle anzuhalten, das Kind wieder richtig anzuschnallen und über die Gefahren zu belehren. Eltern müssen versuchen immer wieder erzieherisch einzuwirken. Auch wenn es mühsam ist und oft wiederholt werden muss.
Welches Zubehör gibt es für Kindersitze?
Zubehörteile für Kindersitze erhöhen den Komfort für die Kinder und schützen Ihr Fahrzeug vor Verunreinigungen. Sitzunterlagen und Rückenlehnenschutz schonen die Sitze Ihres Fahrzeugs. Sie vermeiden Druckstellen auf den Polstern und sind leicht zu reinigen. Für die Bequemlichkeit der Kinder sorgen Sitzeinlagen, Nackenrollen und Gurtpolster. Die Sitzeinlage vermindert das Schwitzen und ist waschbar. Nackenrollen unterstützen den Kopf des Kindes und ermöglichen eine gute Schlafposition. Mit dem Gurtpolster wird der Druck des Gurtes verteilt. Um die Einstrahlung der Sonne zu vermindern, bietet es sich an, ein Sonnenrollo einzusetzen. Die Kinder erhitzen weniger schnell und das grelle Sonnenlicht wird abgemildert. Bei einem Sitz, der entgegen der Fahrtrichtung montiert ist, hat man das Kind nicht im Blick. Ein zusätzlich angebrachter Spiegel schafft Abhilfe.
Einen abschließenden Merksatz sollten wir uns alle verinnerlichen
Grundsätzlich müssen sich Eltern ihrer Verantwortung über die Sicherheit ihrer Kinder bewusst werden. Es kann immer etwas passieren, selbst, wenn es eine kurze Fahrt zum Bäcker um die Ecke ist.
Alexander Donabauer, Inhaber von baby&family